Details
Ausgehend von einem kurzen Abriss der zeitgenössischen Untersuchungen zum Tränenfluss in Medizin und Popularphilosophie analysiert der Beitrag die poetische, im weiteren Sinne psychologische Funktion, die das Weinen in Goethes „Werther“-Roman spielt. Die Tränen werden dem Protagonisten zu einer besonderen Form, in der er sich selbst als fühlender Mensch wahrnehmen und beobachten kann.
Im Zentrum steht dabei die Sprache, die den Empfindungen erst Ausdruck gibt. Das Wort bleibt die entscheidende Ebene, auf die sich die Tränen Werthers stets beziehen. Die Macht des Logos bleibt auch im erregten Affektzustand ungebrochen. Das weinende Ich, das uns Goethes Debütroman vorführt, ist instabil und anmaßend, schwach und doch omnipotent. Es nimmt damit das romantische Ich vorweg, das sich über Akte der autonomen Selbstsetzung zum Medium einer hybriden Subjektivität erklärt. Der Vortrag bietet hier auch Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit Formen moderner Subjektivität bis hin zur Emotionskultur der Gegenwart.
Diese Veranstaltung ist Teil der Reihe "MEIN Werther. Perspektiven in und aus Hannover" anläßlich des 250. Jubiläums des Erscheines des Briefromans Goethes. Wir danken der VGH-Stiftung, der Region Hannover, der Kulturstiftung der NORD/LB sowie dem Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover für die Förderung.
Kosten: 10 € für Gäste, 5 € für Mitglieder der Goethe-Gesellschaft Hannover. Mitglieder der Goethe-Gesellschaft Hannover mit ermäßigtem Mitgliedsbeitrag haben freien Eintritt.